BDJ Bund Deutscher Juristen
  

 

 

Süddeutsche Zeitung

3. Januar 2006

 

Eine wahre Geschichte (154)

Die Folter-"Ente" der Agentur

Die Meldung klang vielversprechend: Der "Bund Deutscher Juristen" (BDJ) fordere eine Abkehr vom Folterverbot, die "Gewinnung von Aussagen mittels leichter Foltermaßnahmen und die Verwertung solcher Aussagen" seien künftig zu ermöglichen. Das hatten die angeblichen Bündler an die Nachrichtenagentur AP gemailt. Und die griff dankbar zu. Um 10.58 Uhr am Neujahrstag lief die Nachricht über den Ticker. Dabei wurde als BDJ-Vorsitzender ein gewisser Claus Grötz, Strafrichter am Bundesgerichtshof, zitiert. Dumm nur, dass es Richter Grötz ebenso wenig gibt wie einen Bund Deutscher Juristen. Das fiel auch AP auf, allerdings erst eine gute Stunde, nachdem die Folter-Nachricht verbreitet war. Um 12.17 Uhr zog die Agentur den Bericht zurück. Die Journalisten waren auf die eigene "Ente" gestoßen, als sie für ein Porträt des angeblichen Vorsitzenden Grötz zu recherchieren begannen. Dem AP-Chefredakteur Peter M. Gehrig dürfte der Urlaub in Irland verdorben sein: "Das ist ärgerlich", erklärte er. Die AP-Kollegen hätten die Homepage www.bunddeutscherjuristen.org für seriös gehalten. Wer die Internetadresse besitzt, ist nicht herauszufinden; der Domain-Betreiber in Arizona gebe die Daten nicht heraus, so Gehrig. Wenn der Falschmelder ermittelt werde, wolle man rechtliche Schritte einleiten.

 

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